Mein Vortrag vor 250 Bestattern

Ich musste schon etwas schlucken, als ich im letzten Jahr die Anfrage einer Betriebsrätin für einen Vortrag zum Thema „Work-Life-Balance“ im Rahmen einer Betriebsversammlung bekommen habe. Denn Auftraggeber war die AHORN Gruppe, die deutschlandweit größte Vereinigung von Bestattungsbetrieben.

 

Natürlich habe ich gleich zugesagt, ich bin Speakerin und liebe es, Vorträge zu halten, aber bei der Zielgruppe war ich zugegebenermaßen ein wenig verunsichert. Im Frühjahr gab es dann einen Call zur Vorbesprechung, und meine Ansprechpartner haben sich gewünscht, dass mein Vortrag informativ, leicht und vor allem lustig sein sollte. Klar, kein Problem. Mir wurde versichert, dass Bestatter sehr humorvolle Menschen seien.

 

In den letzten Wochen habe ich mich vorbereitet, recherchiert und ein Buch aus dem Leben einer Bestatterin gelesen, um mich ein wenig dem Thema anzunähern. Tabuthemen interessieren mich. Sex und Tod, da gibt es durchaus Gemeinsamkeiten. Meine bisherige Erfahrung mit Bestattern ist aber noch sehr überschaubar: als vor zweieinhalb Jahren mein Papa gestorben ist, habe ich mich um vieles gekümmert, die Beerdigung organisiert, die Trauerrede gehalten. Dabei ist mir klar geworden, dass ein Todesfall letztlich ein Vorgang wie viele andere ist, es gibt dabei sehr viel zu organisieren und man ist froh über professionellen Beistand.  Und – ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich bei meinen Schwiegereltern bin, dort steht an der Straße ein Werbeschild mit der Aufschrift „Bestattungshaus Schade“.

Ich schaue mich erst mal um, möchte ein Gefühl für diese Menschen bekommen

Am Freitag Nachmittag komme ich also am Veranstaltungsort an, und das erste, was mir auf dem Parkplatz begegnet, sind zwanzig Harley-Fahrer mit ihren Maschinen. Neben der Bestatter- Betriebsversammlung findet in dem Hotelresort das Jahrestreffen und Party eines Harley-Chapters statt. Irgendwie skurill.

 

Ich werde sehr herzlich von meinen Ansprechpartnern begrüßt und gleich zum Sektempfang eingeladen. Nach dem Einchecken mische ich mich unter die Gäste. Ich schaue mich erst mal um, möchte ein Gefühl für diese Menschen bekommen. Ich gebe zu, ich hab ein paar Berührungsängste, dabei bin ich mir gleichzeitig sicher, dass das völlig unberechtigt ist. Hier sind ganz normale Menschen von jung bis alt, Männer, Frauen, die meisten stehen in kleinen Gruppen zusammen, reden, lachen, begrüßen sich und freuen sich über ihr Wiedersehen. Ich glaube, viele Leute denken bei Bestattern an ernste, bedächtige, leicht ergraute Eminenzen. Wenn sie sich überhaupt mit dem Thema beschäftigen. Ich hole mir ein Glas Sekt und halte mich daran fest. 

 

Auf einem Tisch sehe ich einen Stapel Magazine, den „Sterbereport 2022“, nehme mir eines und halte mich auch daran fest. Was für diese Menschen hier Alltag ist, fühlt sich für mich komplett seltsam an.

 

Nachdem ich mir ein zweites Glas Sekt geholt habe, komme ich mit zwei Frauen ins Gespräch, und wir unterhalten uns angeregt. Sie finden meine Themen genau so interessant wie ich ihre. So normal es für mich ist, eine Lesung in einem Swingerclub zu halten, so normal ist es für sie, trauernde Angehörige über Särge, Urnen und Friedhofsbeiträge zu informieren.  Im Laufe des Abends komme ich mit weiteren Leuten ins Gespräch, viele sind in der Bestattungsberatung in den Filialen tätig, das heißt, sie sind im Todesfall die Ansprechpartner, die einem helfen, alles zu organisieren und zu bewältigen. Wie man denn zu einem solchen Beruf kommt, möchte ich wissen? Einige sagen mir, das habe sich zufällig ergeben oder sie haben jemanden aus der Branche kennen gelernt und sind einer Empfehlung gefolgt. Eine Frau Mitte 50 sagt mir, dieser Job sei der beste, den sie je in ihrem Leben gemacht hat. Eine junge Frau meint, sie habe den Tipp von der Arbeitsagentur bekommen, es gibt tatsächlich eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft.

Am Samstag Vormittag ist es Zeit für meinen Vortrag. Ich bin immer noch ein wenig aufgeregt, bastle bis zum Schluss an meiner Präsentation, frage mich: was soll ich diesen Menschen über ein glückliches, gesundes und langes Leben erzählen? 

 

Was bedeutet Work-Life-Balance für jemanden, der täglich mit dem Tod konfrontiert ist? 

 

Aber dann stelle ich meine Bedenken zur Seite und lege einfach los. Egal wie ungewöhnlich der Beruf – die Bedürfnisse von uns Menschen sind alle ähnlich. Wir streben nach Glück, wollen gesund sein und gute Beziehungen pflegen. Wir versuchen schlechte Gewohnheiten loszuwerden und uns weiter zu entwickeln. Wir wünschen uns, eine Balance zwischen den Anforderungen unseres Berufslebens und unseren privaten Bedürfnissen zu finden. Gesundes Essen gehört genauso dazu wie erholsamer Schlaf und guter Sex.

 

Mein Vortrag kommt an. Viele bedanken sich hinterher bei mir. In mir schwingt der Gedanke, wie kostbar und wichtig unser Leben ist. Ich glaube, dessen wird man sich wirklich erst bewusst, wenn man sich damit beschäftigt, dass das Leben ein Ende hat. Wie heißt es so schön in dem Cartoon, wo Charlie Brown sagt: „Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy“. Darauf sagt Snoopie: „Ja das stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht.“

 

Alle, die sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen möchten, lade ich herzlich ein, meine Webinare zu diesem Thema anzuschauen. Du findest meine Webinar-Reihe „Sex-Love-Power“ in meinem Shop. Schau mal rein! Es wird lustig und informativ und bringt eine Menge Erleichterung in deine Beziehung. Lass dich überraschen!

 

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