Über die Selbstbefriedigung

...und die größte medizinische Lügengeschichte des 18. Jahrhunderts

Masturbation – ein sperriges Wort für eine ansonsten sehr schöne Sache.

 

Es ist nicht ganz klar, woher dieses Wort genau stammt, es hat vermutlich mit manus=Hand oder  auch mas=Mann und turbare=heftig bewegen zu tun, vielleicht aber auch mit stuprum=Unzucht.

 

Ein anderes Wort für Selbstbefriedigung ist Onanie, abgeleitet vom biblischen Onan, der im 1.Buch Moses allerdings keine Selbst-befriedigung, sondern einen Koitus Interruptus gemacht und seinen Samen verschwendet hat.

 

Wie auch immer, die Selbstbefriedigung hat nach wie vor einen zweifelhaften Ruf – völlig zu unrecht! Sich selber durch Berühren der eigenen Geschlechtsorgane Lust zu verschaffen gehört zu den natürlichsten Dingen der Welt. Bereits Babies tun das genau so wie sie sich an die Nase fassen. Doch unsere Kultur, Religion und Erziehung haben uns den Spaß daran ganz schön vermiest. Besonders bemerkenswert finde ich, dass im Wikipedia-Eintrag unter „gesundheitliche Aspekte“ als erstes steht: „Masturbation ist nicht mit gesundheitlichen Schäden verbunden“.

Natürlich nicht!!!!

Doch wenn es hier schon gleich am Anfang steht, scheint in vielen Köpfen noch der Mythos herumzugeistern, dass es blind oder schlimmeres mache könnte, wenn man sich selber zuviel an den eigenen Geschlechtsteilen anfasst.  Woher kommt es eigentlich, dass die Selbstbefriedigung so extrem schambehaftet ist?  

 

Die Geschichte der Masturbationsverleumdung finde ich persönlich sehr interessant, denn sie beruht nicht auf Fakten, sondern darauf, dass jemand eine Story gut verkaufen und medial verbreiten konnte.  Anfang des 18. Jahrhunderts, vermutlich im Jahr 1712 erschien ein kleines Pamphlet mit dem Namen „Onania, oder die erschreckliche Sünde der Selbst-Befleckung“.

Untertitel: „Mit allen ihren entsetzlichen Folgen, so dieselbe bey beyderley Geschlecht nach sich zu ziehen pfleget; Nebst Geist und Leiblichen Rath vor alle diejenigen, welche sich durch diese abscheuliche Gewohnheit bereits Schaden zugefüget haben.“ 

 

Das komplette Buch kann übrigens HIER eingesehen werden.

 

Zunächst wurde es anonym veröffentlich, später einem Kerl namens John Marten zugeordnet. Er hatte sich offenbar darauf spezialisiert, unter dem Vorwand medizinischer Aufklärung und in höchst moralischen Tönen heimlich die sexuellen Phantasien der Menschen anzuregen.

 

Man könnte sogar sagen, dieses Buch wurde wohl eher aus pornografischen als aus medizinischen Gründen gekauft. Und zwar von sehr vielen Menschen. Marten war ein guter Verkäufer und hatte die richtigen Beziehungen.

 

Das Büchlein wurde schnell in mehrere Sprachen übersetzt und in immer neuen Auflagen gedruckt. Es fiel auf fruchtbaren Boden: Selbstbefriedigung war von den Kirchen bereits seit Jahrhunderten als moralisch verwerflich angesehen, genau wie alles andere, was vom reinen Fortpflanzungssex abweicht.

 

Doch die Menschen hatten auch damals ein Bedürfnis danach, zu erfahren, wie andere „es“ tatsächlich tun. Diesem an sich sehr unwissenschaftlichen Buch folgten viele weitere, auch von seriösen Medizinern, die in der Selbstbefriedigung auf einmal die Ursache vieler Krankheiten entdeckt zu haben glaubten. Nicht verwunderlich, dass das seine Wirkung zeigte, es gab immer mehr „Experten“, die Empfehlungen, Methoden und sogar Vorrichtungen entwickelten, um junge Menschen davon abzuhalten sich selber zu berühren.

 

Ganze Generationen von Kindern wurden für den Rest ihres Lebens psychisch geschädigt. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebt die Selbstbefriedigung eine zunehmende Rehabilitation. Kinder werden sexuell aufgeklärt und nicht mehr pathologisiert. Heutzutage gilt es für Frauen als hip und gehört einfach dazu, einen Vibrator im Nachtkästchen zu haben, und Unternehmen bringen die verrücktesten Self-Sex-Helfer auf den Markt, von allen Varianten vibrierender Gerätchen für sie, ihn und beide bis hin zu gerillten und genoppten Einweg-Masturbations-Hilfen nur für Ihn.

 

Es gilt zunehmend: Selbstbefriedigung ist genau so entspannend und gesundheitsförderlich wie partnerschaftlicher Sex. Den Hormonen, Gefäßen und dem Herz-Kreislauf-System ist es egal, wie ein Orgasmus herbeigeführt wird. Und in Partnerschaften kann Selbstbefriedigung auch zu Entspannung beitragen, weil nicht immer der andere für die eigene Befriedigung verantwortlich gemacht werden muss.  

 

Für viele Menschen ist Selbstbefriedigung heutzutage etwas ganz Normales, und einfach eine Facette von gelebter Sexualität. Manche Paare bauen sie sogar bewusst in ihr Sexleben ein, indem sie sich gegenseitig dabei zuschauen oder sie zum Einsatz bringen, wenn beispielsweise einer der Partner zu früh „kommt“  oder wenn sie räumlich getrennt sind. Nur darüber reden, das tun bisher die wenigsten…

 

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