Jede(r) kommt anders.

Über Orgasmen und Erregungsmodi

Ich werde nie die Erleichterung der Frau vergessen, die mir in meinem Workshop fast um den Hals gefallen ist, als ihr klar wurde, dass ihre Art „zu kommen“ völlig normal ist.

 

Nein, nicht nur normal, sondern tatsächlich kommen die meisten Frauen ähnlich wie sie zum Orgasmus.

 

Nur redet darüber niemand. Und wir sehen das auch nie bei anderen, wer schaut schon einem anderen Menschen bei der Selbstbefriedigung zu.

 

Auch in Pornos wird diese Art von Orgasmus nicht dargestellt, vielleicht weil sie nicht besonders spektakulär ist und sich nicht so gut in Bilder packen lässt wie kräftiges Rammeln und Bumsen. Oder weil Männer eine andere Art haben sich zu erregen, und die meisten Pornos werden ja von Männern gemacht.

Diese Frau jedenfalls hat sich sehr dafür geschämt, dass sie mit Penissen und dem „normalen“ Geschlechtsverkehr nicht zum Höhepunkt kommen konnte. Sie ist durchaus mit ihren Liebhabern klargekommen, hat dann immer ihre eigenen Varianten in das Liebesspiel eingebaut und sich ihre Orgasmen geholt, aber sie hat sich die ganze Zeit falsch damit gefühlt. Um sich selber zu befriedigen hat sie sich ein Kissen zwischen die Beine geklemmt und die Schenkel zusammengepresst. Alleine mit Druck und Spannung im Beckenboden, fast ohne jegliche Bewegung, ist sie dann relativ schnell zum Höhepunkt gekommen, wohingegen die reibende Bewegung beim Geschlechtsverkehr bei ihr gar nichts ausgelöst hat.

Die Erregungs- und Orgasmusfähigkeit ist etwas, das Menschen bereits in ihrer frühen Kindheit beginnen zu lernen, ähnlich wie sprechen und laufen. Im Gegensatz zu letzteren legen Eltern allerdings wenig Wert darauf, ihren Kindern beim Erleneren dieser Fähigkeit zu helfen. Im Gegenteil, die meisten Eltern sind wohl eher froh, wenn ihre Kinder sich nicht allzu viel mit ihren Genitalien beschäftigen. Das führt aber dazu, dass für die meisten Menschen die eigenen sexuellen Reaktionen unterentwickelt oder zumindest eingeschränkt bleiben.

 

Dabei kann das Erleben von Lust und Sexualität ein lebenslanger Lernprozess sein, wenn man sich darauf einlässt. Es ist durchaus möglich, auch als Erwachsener neue Formen von Erregung und Orgasmen zu lernen, man muss allerdings erst mal auf die Idee kommen, dass das überhaupt möglich ist.

 

Der oben beschriebene Orgasmus wird in der Lehre des Sexocorporel als „archaischer“ Orgasmus beschrieben. Er wird durch viel Spannung im Beckenboden und Druck aufgebaut, gleichzeitig findet wenig bis keine körperliche Bewegung statt, der Atem wird angehalten, der Druck wird mit zunehmender Erregung erhöht. Hier werden die Tiefenrezeptoren in der Haut angesprochen und das Gefühl von Druck erotisiert. Männer, die sich auf diese Art befriedigen, drücken beispielsweise ihren Penis zwischen die Beine oder klemmen ihn zwischen zwei Kissen ein.

 

Im Gegensatz dazu entspricht der mechanische Erregungsaufbau und Orgasmus eher dem, was wir gemeinhin als „bumsen“ bezeichnen: Eine reibende, gleichmäßige Bewegung, bei der vor allem die Oberflächenrezeptoren gereizt werden. Hier findet mehr Bewegung statt, jedoch reduziert auf einen kleinen Bereich des Körpers, die Bewegung wird meistens mit zunehmender Erregung schneller. Die Muskeln in den Oberschenkeln und im Po sind angespannt, der Atem wird mit zunehmender Erregung gepresst oder angehalten.  

 

Archaischer und mechanischer Erregungsmodus und Orgasmus sind die häufigsten Varianten, es gibt jedoch weitere, die mit mehr Bewegung, mehr Atmung und weniger Druck funktionieren, die manchmal allerdings nicht bis zum Orgasmus führen.

 

Der so genannte ondolierende Erregungsmodus beispielsweise ist geprägt von fließenden Bewegungen des ganzen Körpers, wodurch die Erregung verteilt und was als sehr lustvoll empfunden wird. Für eine orgasmische Entladung fehlt hier allerdings manchmal der notwendige Spannungsaufbau.

 

Keine dieser Varianten oder richtig oder falsch, es ist wichtig zu verstehen dass es unterschiedliche Wege zu sexueller Lust gibt.  Im Idealfall verfügt ein Mensch über ein Repertoire  verschiedener Fähigkeiten zu Spannungsaufbau, Bewegung, Atmung und Rhythmus, um das sexuelle Spiel zu variieren und verschiedene Arten von Erregung und Orgasmen zu erleben.

 

Hier kann jeder für sich forschen und die eigenen körperlichen Reaktionen beobachten und spielerisch varrieren. Wer sich tiefer für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich, sich mit dem Konzept des Sexocorporel zu beschäftigen, das am Züricher Institut für klinische Sexologie und Sexualtherapie (ZISS) gelehrt wird.

 

Um die verschiedenen Erregungs- und Orgasmusmodi geht es auch in einem meiner Webinare. Hier findest du meine Webinar-Reihe „Sex-Love-Power“. Schau mal rein! Es wird lustig und informativ und bringt eine Menge Erleichterung in deine Beziehung. Lass dich überraschen!

 

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